LEITFADEN Klimaschutz in der Musikwirtschaft

Der ökologische Fußabdruck einer Branche

Nachhaltiges Handeln ist für die MI-Branche kein neues Thema. Neu ist allerdings, dass sich die gesamte Musikwirtschaft darauf verständigt hat, das Themengebiet auf ihre Agenda zu schreiben. Bereits im Rahmen der Musikwirtschaftskonferenz in Berlin wurde dazu ein Schwerpunkt gesetzt und auch auf dem Programm des bevorstehenden Musikdialogs in Hamburg, wird es im Fokus der Konferenz liegen.

Die Herausforderungen sind groß, ebenso wie die Erwartungen: Der menschengemachte Klimawandel stellt auch die Musikwirtschaft vor die Aufgabe, ihren Beitrag zu einer nachhaltigeren, grüneren und klimafreundlicheren Wirtschaft zu leisten. Unternehmen gehen hierfür mit ihren Ideen voran und setzen auf ganz unterschiedliche Praktiken, um ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern und unsere natürliche Lebensgrundlage bestmöglich zu bewahren. 

Grund genug für uns – gerade vor dem aktuellen Hintergrund der Wirtschaftskrise und der damit einhergehenden und bevorstehenden Restriktionen – noch einmal auf den Sachverhalt einzugehen und einen Leitfaden herauszugeben, wie in Unternehmen mit dem aktiven Klimaschutz umgegangen werden kann. Jede Maßnahme entwickelt möglicherweise auch eine finanzielle Dynamik, die sich positiv auf Ihr Unternehmen auswirken kann. 

Wir sind alle gefordert, die gesetzten Ziele für uns und nachfolgende Generationen zu erreichen und unseren Beitrag zu leisten. Im Kunst- und Kulturbetrieb und bei vielen Kulturschaffenden gibt es bereits seit Jahren und auch während der Corona-Pandemie, die die Kultur- und Kreativwirtschaft stärker getroffen hat, als die meisten anderen Branchen, eine hohe Eigenmotivation, Klimaschutz in ihrer Branche voranzutreiben.

Unternehmen haben verstanden, dass nachhaltiges Wirtschaften nicht im Widerspruch zu finanziellem Erfolg stehen muss. In der nächsten Dekade geht es insbesondere darum, die selbst gesetzten Nachhaltigkeits-Ziele (das Klima betreffend und/oder aber auch das Unternehmen betreffend) kraftvoll umzusetzen und auch – falls notwendig – nachzujustieren.

Nachfolgend finden Sie einige (auch triviale) Vorschläge für konkrete Maßnahmen, um den nachhaltigen Klimaschutz auch als festen Bestandteil auf die Agenda der MI-Branche und Ihr Unternehmen zu setzen.

  • Es ist hilfreich, eine Person im Team zu benennen, die alle Aktivitäten im Bereich des Klimaschutzes bündelt und für die Umsetzung verantwortlich ist. > ggf. auch Monitoring 
  • Zu Beginn sollten Sie sich einen Überblick verschaffen, wie hoch Ihre Verbräuche sind, welche Maßnahmen bereits greifen und an welchen Stellschrauben noch gedreht werden kann. Denken Sie daran, hierbei handelt es sich um einen fortlaufenden Prozess.
  • Unterstützen Sie für Sie passende Kampagnen, Veranstaltungen und Organisationen in diesem Bereich.

Mobilität

  • Prüften Sie, ob sich Dienstreisen vermeiden lassen und wählen Sie, wenn passend, digitale Meeting-Alternativen.
  • Vermeiden Sie Inlandsflüge, steigen Sie – wenn möglich – auf Bahnreisen um und nutzen Sie die öffentlichen Verkehrsmittel. 
  • Wenn es keine Alternative zum Fliegen gibt, dann zahlen Sie für die CO2-Kompensation. Aber bedenken Sie, keine Kompensation ist so gut wie der tatsächliche Verzicht auf das Fliegen.
  • Überlegen Sie sich Anreize für die Mitarbeitenden, um ihnen die Umstellung auf eine umweltfreundliche Mobilität zu erleichtern (z. B. Carsharing-System, Jobticket, Home-Office).

Strom, Heizung und Energieverbrauch 

  • Wechseln Sie zu Ökostrom aus erneuerbaren Energien. Orientierungshilfe verschafft das Grüner Strom Label.
  • Checken Sie Ihre Heizeffizienz. 
  • Prüfen Sie die Möglichkeit der Installation von Solarzellen.
  • Behalten Sie potenzielle Stromfresser im Blick. 

Digitaler Fußabdruck und technische Geräte

  • Nutzen Sie die Suchmaschine Ecosia und unterstützt so das Pflanzen von Bäumen.
  • Entscheiden Sie sich bei Ihrer Website für einen Green-Hosting-Anbieter. 
  • Löschen Sie E-Mails, die Sie nicht mehr benötigen: denn Laut einer Berechnung von DataEconomy.com wird weltweit circa ⅕ des Stromverbrauches durch Serverzentren verursacht. Alle Mails, die wir schreiben, werden auf Server übermitteln, um dann wiederum bei dem*r Empfänger*in anzukommen. Klar, auf das Schreiben von Mails können wir selten verzichten, dafür können wir aber regelmäßig unser Mail-Postfach leeren, um die Speicherkapazität auf den Server einzusparen und so weniger Energie zu verbrauchen.
  • Hinterfragen Sie Ihren Technikkonsum kritisch. Es muss nicht immer ein neues Gerät her, es gibt gute Second-Hand-Alternativen.
  • Lassen Sie Ihre alten Geräte recyceln oder spenden Sie sie. 
  • Manche Geräte (z. B. Drucker) können auch gemeinsam im Team genutzt werden.

Office 

  • Gutes Bespiel für „klingt trivial, ist aber so wichtig“ – Trennen Sie Ihren Müll.
  • Beziehen Sie Kaffee und Tee vorzugsweise aus fairem Handel und mit Bioqualität.
  • Nutzen Sie so häufig wie möglich wiederverwendbare Boxen für das Mittagessen.
  • Wiederauffüllbare Seifenspender können eine gute Alternative zu Einwegvarianten sein.
  • Mehrfachsteckdosen mit Kippschalter sind eine super Möglichkeit, um möglichst effektiv viele Geräte auf einmal abzuschalten und so zu verhindern, dass zum Beispiel der Rechner auf Stand-by weiterläuft. Vor allem tagsüber macht es Sinn, sich regelmäßig zu fragen, ob alle Lampen eingeschaltet sein müssen. Manchmal gewöhnt sich das Auge so sehr an die Helligkeit drinnen und draußen, dass wir gar nicht mehr bemerken, dass es draußen auch so hell genug ist und wir keine extra Beleuchtung mehr benötigen – diese kann dann beherzt ausgeschalten werden.
  • Des Weiteren kann über einen Wechsel zu LED-Leuchtmitteln nachgedacht werden. Energiesparlampen können nämlich den Energieverbrauch im Vergleich zu klassischen Leuchtstoffröhren um etwa 50 Prozent reduzieren. Bei einer zusätzlichen Tageslichtsteuerung sowie einem zusätzlichen Bewegungsmelder oder Zeitschaltuhren lässt sich der Verbrauch um weitere 20 bis 30 Prozent reduzieren.

Papier, Kartonagen und Füllmaterial

  • Nutzen Sie Recyclingpapier mit dem Siegel des Blauen Engels oder Papier mit dem FSC-Siegel.
  • Überdenken Sie Ihren Papierverbrauch und drucken Sie möglichst wenig E-Mail-Korrespondenz aus.
  • Verwenden Sie Füllmaterial, Kartonage und einseitig bedrucktes Papier mehrfach.
  • Vermehrt auf digitalisierte Prozesse zu setzen, verringert sicherlich einen Großteil der Papiernutzung. Doch völlig ohne Papier funktioniert es bisher noch in den wenigsten Unternehmen. Hier ist es sinnvoll, auf Recycling-Papier zu setzen. Dieses besteht zu 100 Prozent aus altem Papier und ist somit ressourcen- und wassersparend. Darüber hinaus ist zu überlegen, weitere Büroartikel wie Fensterbriefumschläge zu ersetzen. Diese sind durch ihr Sichtfenster schwerer zu recyceln.

Eigenveranstaltungen & Meetings 

  • Wählen Sie Locations, die bequem mit dem ÖPNV erreicht werden können und legen Sie diese Wegbeschreibung (Erreichbarkeit mit dem ÖPNV) der Einladung bei.
  • Verzichten Sie auf Einweggeschirr und versuchen Sie, möglichst viel wiederzuverwenden.
  • Versuchen Sie Verpackungsmüll so gut es geht zu vermeiden.
  • Setzen Sie beim Catering auf lokale Bioprodukte und achten Sie auf Ssaisonale Produkte.
  • Überlegen Sie, ob Sie das Catering in großen Teilen vegetarisch und vegan gestalten können.

Zeigen Sie Ihre Klimaschutzaktivitäten und inspirieren somit andere!