[SOMM/Forum Musikwirtschaft] Zweierlei Maß: Offener Brief zur Ungleichbehandlung von Buch- und Musikfachhandel an Staatsministerin Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

 

Sehr geehrte Frau Staatsministerin,

 

mit größter Überraschung haben die Verbände des Forum Musikwirtschaft die Presseinformation aus Ihrem Hause zur Vergabe von Anerkennungsprämien für Buchhandlungen wahrgenommen. Für uns zeigt sich einmal mehr, dass es eine Ausgewogenheit bzw. Gleichbehandlung bei der Förderung von Kulturgütern – egal welcher Natur – offenbar nicht gibt. Umso mehr ist es aber eine Ohrfeige für all diejenigen, die sich in den vergangenen 18 Monaten ebenfalls sehr um das kulturelle Leben verdient gemacht haben – wie beispielweise der Musikfachhandel. Und das auch noch in einer Zeit, in der andere Unternehmen und Kulturschaffende noch keineswegs in einen auch nur annähernden Zustand der Normalität zurückgekehrt sind.

 

Wir haben neulich bei unserem Gespräch mit Freude zur Kenntnis genommen, dass der Musikfachhandel auch aus Ihrer Sicht ein integraler Teil des kulturellen Lebens ist. Wir dürfen daran erinnern, dass Sie (Zitat) den Musikfachhandel als Ort kultureller Begegnung anerkannten: „Zugleich sind die rund 2500 Fachgeschäfte in Deutschland genau wie Buchhandlungen vor allem Orte kultureller Begegnung“. Jetzt wird wieder einmal deutlich, dass der Musikfachhandel, in dem auch Noten und Tonträger verkauft werden, ausgegrenzt wird. Sie betonten, dass „Unsere in ihrer Vielfalt einzigartige Musikkultur ohne den Musikfachhandel undenkbar ist“... Daran möchten wir gerne anknüpfen und fordern für den Musikfachhandel eine Gleichbehandlung mit dem Buchhandel.

 

Die Krise ist noch lange nicht überstanden. Der stationäre Handel kämpft immer noch um das Überleben, da sich unter anderem ein Großteil des Endkundengeschäftes ins Internet bzw. zu den großen Onlineplattformen verlagert hat oder ganz abgewandert ist. Die Risse innerhalb des Handels sind enorm. Die Spaltung einer Branche steht kurz bevor, da der Anschluss an eine Wettbewerbsfähigkeit kaum noch gegeben ist. Mit dem Programm NEUSTART KULTUR haben es einige schaffen können diese Verbindung nicht zu verlieren. Dafür sind wir Ihnen dankbar, aber das Jahr 2021 wird für viele Beteiligte das schwierigere Jahr werden. Kompensierte Geschäfte durch Neukundengewinnung fallen aus, da der Markt gesättigt ist. Künstlerinnen und Künstler haben nach wie vor weitgehend nur stark reduzierte Auftrittsmöglichkeiten. Dadurch bleiben viele Absatzmärke für den Musikfachhandel immer noch verschlossen. Hinzu kommt, dass die Kulturveranstaltungswirtschaft soeben erlebt, dass sie den Zenith der dramatischen Auswirkungen der Pandemie noch nicht einmal erreicht hat.

 

 

 

Aus den vorstehenden Gründen sind wir der Meinung, dass eine Gleichsetzung der beiden Handelsbereiche im Kultursektor unbedingt notwendig ist.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Prof. Jens Michow

BDKV (Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft e. V.)

 

Dr. Florian Drücke

BVMI (Bundesverband Musikindustrie e. V.)

 

Birgit Böcher

DMV (Deutscher Musikverleger-Verband e. V.) / GDM (Gesamtverband Deutscher Musikfachgeschäfte e. V.)

 

Patrick Oginski

IMUC (Interessensverband Musikmanager & Consultants e. V.)

 

Karsten Schölermann

LIVEKOMM (Verband der Musikspielstätten in Deutschland e. V.)

 

Daniel Knöll

SOMM (Society Of Music Merchants e. V.)

 

Jörg Heidemann

VUT (Verband unabhängiger Musikunter-nehmer*innen e. V.)